»MIT DER CAMERA OBSCURA DURCH EUROPA« — Fotos von Micha Winkler

 

EIN FOTOGRAF GEHT UNBEIRRBAR SEINEN WEG …

»Mach sichtbar, was vielleicht ohne dich nie wahrgenommen worden wäre.«
Robert Bresson (Filmregiseur)

Vielleicht ist das inhaltliche Konzept der im Dezember 2012 gegründeten Rathaus Galerie Hoppegarten eine Garantie dafür, dass es dieses ehrenamtliche geleitete Projekt nach einem Jahrzehnt nicht nur noch gibt, sondern die Einrichtung sich auch einen guten Ruf im Land Brandenburg erworben hat.

Mit den vier Kategorien Künstler der Region – wobei die Auswahl nicht nur den Landkreis Märkisch-Oderland umfasst – Karikatur, NACHLESE zum Brandenburgischen Kunstpreis und Fotografie haben wir von Beginn an ein zuverlässiges Fundament gesetzt. Dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten hat sich wahrlich gelohnt. Das beweist sowohl das Interesse von Künstler*innen, bei uns auszustellen, als auch die finanzielle Förderung durch die Gemeinde Hoppegarten und die Sparkasse Märkisch-Oderland.

Mit Micha Winklers Fotoausstellung fehlen uns nun nur noch zehn Ausstellungen, um mit dann 50 im Rathaus-Foyer ein Jubiläum zu feiern. Die Frage sei deshalb schon gestattet: Wer hätte uns einen so langen Atem zugetraut? Zumal wir ja auch einige zusätzliche Projekte »auswärts« realisiert haben – so im Mai vergangenen Jahres in Hamburg-Eppendorf mit Jakob Hinrichs Graphic-Novel-lllustrationen zum Antikriegsdrama »Draußen vor der Tür« von Wolfgang Borchert anlässlich des 100. Geburtstages des Schriftstellers.

Was die Fotografie angeht, so kommt im Haus der Generationen, das unser Partner ist, durch die Interessenten unter den nicht nominierten Bewerber*innen zum Brandenburgischen Kunstpreis seit 2018 jährlich eine zweite Ausstellung hinzu. Wie bei den drei übrigen Kategorien Malerei, Grafik und Skulptur/Installation werden die Arbeiten der Fotograf*innen ebenso dem dann aktuellen NACHLESE-Motto zugeordnet.

In 2021 war das »Anregung«, und deshalb hatten wir uns auch für Micha Winkler entschieden, der sich vor mehr als zwei Jahrzehnten entschlossen hat, konsequent mit der Camera Obscura zu arbeiten. Er selbst hat alle seine außergewöhnlichen Kameras eigenhändig gebaut und die da- mit aufgenommenen Fotos selbst entwickelt.

Bei der Eröffnung einer Ausstellung im Bernauer Rathaus vor zehn Jahren hat er darüber wie folgt geschwärmt: »Der Wechsel von unscharfen, zerfließenden Konturen und exakter Schärfe im Bild schafft Faszination, die nur den Lochkameras eigen ist. Durch lange Belichtungszeiten verschwimmt alles Schnelle und die Illusion einer entschleunigten, menschen- und autoleeren Welt entsteht. Unbewegte Objekte und Menschen, die sich Zeit nehmen, heben sich jedoch scharf ab.«

Erwähnt sei unbedingt, dass Micha Winkler seine Motive zumeist zufällig findet. Dass der »Bildermaler« in diesem Jahr zurecht für die Endrunde des 19.Brandenburgischen Kunstpreises auf Schloss Neuhardenberg nominiert worden ist, hat uns sehr gefreut.

Und es wundert nicht, dass er sein Camera-Obscura-Projekt weiterhin verfolgt, weil es für ihn nach eigenen Worten immer noch spannend und interessant ist. Wenn der Betrachter sich auf seine Bilder bewusst einlässt, wird er spüren, wie wirksam diese sind, und zugleich erkennen, dass technische Perfektion keineswegs den wahren Wert seiner Fotos ausmacht. Da geht einer unbeirrbar seinen Weg als Fotograf, wie er auch mit dieser Ausstellung in der Rathaus Galerie Hoppegarten beweist.

Dr. Gabriele und Raymund Stolze
Hoppegarten, im Mai 2022