Nachlese 2

KUNST BEDEUTET IMMER ICH SEIN – GEDANKEN ZUR NACHLESE 2

Als wir uns im Vorjahr bei der NACHLESE-Premiere festlegten, dieses Projekt in jedem Fall weiter zu führen, war das fraglos ein mutiges Versprechen. Allerdings konnten wir mit einem verlässlichen Partner rechnen. Es ist schon außergewöhnlich und nicht hoch genug zu loben, dass eine Tageszeitung zum Förderer der bildenden Künste wird. Die Märkische Oderzeitung hat sich seit 2004 dieser Herausforderung beharrlich und dazu erfolgreich gestellt. Im Laufe der Zeit ist dieser Brandenburgische Kunstpreis, der in den drei Kategorien Malerei, Grafik und Plastik vergeben wird, tatsächlich so etwas wie ein Leuchtturm im Fontane-Land.

Aber ein Preis, der den betroffenen Künstler öffentlich ehrt, ist nur die eine, ganz persönliche Seite. Viel wichtiger dürfte es sein, dass künstlerische Arbeiten in jedem Fall in die Öffentlichkeit gehören, also ausgestellt werden. Die alljährliche Neuhardenberger Schau muss sich freilich schon wegen des begrenzten Raumangebotes beschränken, und die dort zu sehende Auswahl – 2014 waren es Arbeiten von 57 Bewerbern – ist selbstverständlich subjektiv. Was auch heißt, dass die übrigen 109 Einsender nicht berücksichtigt werden konnten. Das war für uns Anlass, mit Einverständnis und Unterstützung des Veranstalters Märkische Oderzeitung, ein zusätzliches Angebot zu machen, das wir schlicht NACHLESE genannt haben.

Auch unsere Auswahl für die in der Galerie im Rathaus Hoppegarten zu sehenden Werke ist subjektiv. Aber kann es für Kunst überhaupt objektive Kriterien geben – und wenn ja, welche?
Wir haben es uns nicht einfach gemacht. So gab es im Vorfeld der NACHLESE 2 mit allen 17 Beteiligten intensive Gespräche. Und wir haben von ihnen auch einige Einladungen zu ihren Ausstellungen angenommen, um umfassendere Einblicke in das künstlerische Schaffen im Land Brandenburg zu erhalten. Dieser Dialog war uns sehr wichtig, nicht zuletzt, um auch ein Vertrauensverhältnis zu den Künstlern aufzubauen.

Eine Frage, die dabei immer eine Rolle spielte, war: WER BESTIMMT WAS KUNST IST? Georg Seeßlen, der vor allem mit filmhistorischen Büchern und Filmkritiken bekannt geworden ist, hat zusammen mit seinem Co-Autoren Markus Metz in dem gerade bei Suhrkamp erschienenen Band „Geld frisst Kunst – Kunst frisst Geld“ ein polemisches Diskussionsangebot zum Thema gemacht. In einem Interview der Wochenzeitung DIE ZEIT bemerkt er dazu: „Es gibt Galeristen, die man nur als Helden und Heldinnen bezeichnen könnte. Die mit Herzblut und Selbstausbeutung arbeiten, weil sie für die Sache der Kunst brennen.“

Der Mann spricht uns aus dem Herzen, denn genau das war unser Motiv, diese Galerie ins Leben zu rufen! Kunst bedeutet doch, immer ich sein. Aber wer vermag das zu bewerten? Wir denken und fühlen: Auch bei unserer NACHLESE 2 unter dem Titel „Liebe und Sehnsucht“ können es zu aller erst die Betrachter sein, denen wir die Kunstwerke präsentieren, sie hoffentlich zu emotionalen Erlebnissen und reizvollen Vergleichen einladen.

Dr. Gabriele und Raymund Stolze Hoppegarten, im November 2014

11.11.2014 um 17 Uhr Vernissage „Nachlese 2“ zum Brandenburgischen Kunstpreis

Presseartikel zur Ausstellung finden Sie hier