Nachlese 4

ES KANN NICHT GENUG INITIATIVEN UND KUNSTORTE GEBEN …

Das Motto „Den Glücksfall nutzen“ ist von Dr. Gabriele und Raymund Stolze treffend gewählt. Denn es ist nun einmal so, dass auch und gerade für die bildenden Künstlerinnen und Künstler des Landes Brandenburg jede Möglichkeit genutzt werden sollte, ihre Arbeit zu unterstützen und ihre Werke in der Öffentlichkeit zu zeigen. Nur so finden sie die für ihr Schaffen notwendige Aufmerksamkeit. Es lohnt sich, sensibel zu bleiben, um nicht zuletzt auch auf Überraschungen gefasst zu sein und darauf reagieren zu können. Das heißt auch, im vermeintlich Bekannten neues zu entdecken. Dazu kann es nicht genug Initiativen und Kunstorte geben. Bezogen auf die in der vierten Ausstellung einer „Nachlese“ zum Brandenburgischen Kunstpreis der Märkischen Oderzeitung und der Stiftung Schloss Neuhardenberg bedeutet das, auch diesmal in der Rathaus Galerie Hoppegarten Künstler und deren Arbeiten zu präsentieren, die für die Schau in Neuhardenberg nicht berücksichtigt werden konnten. Die Fläche der großzügigen Ausstellungshalle Ost erschöpft sich bei einem Limit von 60 Werken der Malerei, Grafik und (Klein) Plastik aus den 311 eingereichten schnell. Umso verdienstvoller sind zusätzliche Gelegenheiten der Präsentation wie sie sich inzwischen im Frankfurter Kleist-Museum, in der EWE-Märchenvilla Eberswalde und eben in der Rathaus Galerie Hoppegarten bewährt haben.

Bei den Vorbereitungen auf den Brandenburgischen Kunstpreis ergeben sich von Jahr zu Jahr Fragen wie die, ob die Einladung an die Künstlerinnen und Künstler des Landes zu einem Thema ausgesprochen werden sollte. Wenn Preise und Ausstellung eine Art Leistungsschau zur bildenden Kunst im Land Brandenburg bleiben sollen, würden unter solch einer Prämisse möglicher- weise Künstler ausgeschlossen, die im Bewerbungszeitraum mit wiederum anderen Themen befasst waren. Und doch machen die Titel der in diesem Jahr ausgestellten Werke plausibel, wie der Zeitgeist die künstlerische Arbeit beeinflusst: Helge Leibergs Bronze „Frei“, Annette Gundermanns Bild „Bedrohung – Überfahrt“, die Papierarbeit „Integration“ von Sabine Barber, die Skulptur „Charons Boot“ von Chris Hinze, die Fotoarbeit „Wüstungen“ von Anne Heinlein, die Marmorskulptur „Kleine Aufstemmende“ von Ulrich Jörke, das Bild „Heimat. Arbeiter und Muse“ von Christian Kreisel, die Bronze „Traumtänzerin“ von Gudrun Kühne, die Acrylarbeit „Wolkenschlange – snake“ von Katharina Kulpok, das Diptychon „Mohn…“ von Dorit Bearach… Sie sprechen von einer kritischen Aufmerksamkeit der Künstler in den Zeitläuften, aber auch von einer beglückenden Wahrnehmung der Natur und Dingen, die unser Leben gleichwohl ausmachen. Es bleibt also das Gebot, die Vielfalt unseres Seins auszudrücken. Zumal es bei dem 2017 zum 14. Mal zu verleihenden Brandenburgischen Kunstpreis gelingen könnte, sich künstlerischen Formen zu öffnen, wie etwa Installationen und Videokunst, die bisher keine Berücksichtigung fanden.

PETER LIEBERS
Kurator des Brandenburgischen Kunstpreises der Märkischen Oderzeitung
Berlin, im November 2016

ALLES WIRKLICHE LEBEN IST BEGEGNUNG …

Dieses kluge Zitat ist von Martin Buber, einem österreichisch-israelischen jüdischen Religionsphilosophen. Wir verdanken es Annett Schauß, die in der NACHLESE 4 drei von insgesamt elf Bildern aus ihrem Zyklus „GROSSSTADTSEQUENZEN“ präsentiert. Und diese Ausstellung mit 22 Künstlern, davon zwölf Frauen (!), ist ganz in diesem Sinne eine Einladung zur Begegnung!

Das war übrigens von Anfang an unser Anspruch an das Nachlese-Projekt in der Rathaus Galerie Hoppegarten. Einmal im Jahr sind seit 2013 eingereichte Arbeiten der Malerei, Grafik und (Klein)Plastik zum Brandenburgischen Kunstpreis der Märkischen Oderzeitung zu sehen, die fraglos auch aus Platzgründen nicht in Neuhardenberg ausgestellt wurden. So auch diesmal, denn 311 eingereichte Werke sprengen alle räumlichen Möglichkeiten. So gesehen erscheint es durchaus angebracht, ernsthaft über eine größere Ausstellungshalle nachzudenken. Obwohl es durchaus spannend ist, dass es in der Region zahlreiche Initiativen und Kunstorte gibt – aber keinesfalls genug.

Und natürlich geht es uns gleichermaßen darum, Kunst zu fördern – wir wiederholen uns da gern – in dem Sinne, den von uns bewusst eingeladenen Frauen und Männern Mut zu machen. Wie schwer diese Herausforderung ist, zeigt selbst die Kunstmetropole Berlin, wo gerade einmal fünf Prozent von ihrer künstlerischen Arbeit leben können. Gerade deshalb sind für sie Begegnungen mit einem interessierten und neugierigen Publikum besonders wichtig!

Dr. Gabriele und Raymund Stolze Berlin,
Hoppegarten, im November 2016

Folgene Künstler stellen bei der NACHLESE 4 aus:

Tobias Biering
Udo Böttcher
Heike Burghardt
Ann Kristin Fleischhauer
Jens Gerhardt
Hermann Kleinknecht
Susanne Kühne
Julia-Katharina Moravcik
Bernd Nordt
Ekaterina Orba
Käthe Ostrowski
Hanne Pluns
Ulf Püschel
Andrea Rätz
Manfred Rother
Annett Schauß
Tina Scherer
Ralf Wilhelm Schmidt
Stefanie Schmock
Petra Schramm
Frank Toussaint
Jürgen Wagner