»NACHLESE 9«
Zum Brandenburgischen Kunstpreis 2021
Malerei — Grafik — Plastik — Fotografie
in Kooperation mit der Märkischen Oderzeitung
KUNST IST ANREGUNG!!!
Zugegebenermaßen ist dieser Textbeginn ungewöhnlich, aber er ist uns sehr wichtig. Für das NACHLESE-Projekt muss man sich bekanntlich nicht bewerben, sondern ehrliches Interesse zeigen, neugierig sein und uns nicht zuletzt auch mit Leidenschaft überzeugen. Die inzwischen neunte Auflage seit der Premiere im Sommer 2013 beweist mit 59 Anmeldungen – das ist Rekord (!) – , dass unser Projekt sich mehr als nur eine zweite Chance für jene erweist, die nicht für die jährliche Schau auf Schloss Neuhardenberg ausgewählt worden sind oder gar zu den sechs hoch dekorierten Preisträgern gehören. Deshalb fordern wir ja alle Teilnehmer für dieses Begleitheft zur folgenden Satzergänzung auf: »Ich nehme die Einladung zur NACHLESE an, weil …«. Mittlerweile sind es mehr als 150 solche Wortmeldungen geworden.
Um nicht als Jury tätig zu sein, die ja immer auch subjektive Urteile trifft, geben wir uns stets ein Thema vor, das in diesem Jahr »ANREGUNGEN« heißt. Was bedeutet, dass die vertretenen 18 Künstlerinnen und Künstler in den vier Kategorien Malerei, Grafik, Plastik und Fotografie nach diesem entscheidenden Kriterium bewusst ausgewählt wurden. Dabei haben wir uns erstmals mit dem Fotografen Hans Jörg Rafalski sogar für einen aktuellen Gewinner des Brandenburgischen Kunstpreises 2021 entschieden. Der Mann, der sich selbst nicht als Künstler bezeichnen würde, ist aber wirklich einer, der mit seinen Schwarz-Weiß-Bildern ermutigt und auf ganz eigene Art und Weise anregt.
Was die Fotografien dieses Multitalents angeht, so ist er Autodidakt, aber mit Anspruch. »Malen mit Licht«, so ist in der Laudatio von Antje Scherer im Ausstellungskatalog zu lesen, nennt er seine eigene Bildsprache. Und er hält Kunst in der Mark jedenfalls für besonders wichtig. »Künstler sind identitätsbildend, und das haben wir nötig…«
Und damit spricht er auch uns direkt an. Unstrittig ist doch ganz sicher, dass Kunst in jedem Fall den Besuchern Anregungen geben sollte!!! Ebenso braucht sie jedoch die Betrachter für ihre Wirkung und der Künstler nicht zuletzt Bestätigung für sein Tun.
Rafalski hat übrigens mit »EROSION. Spurensuche am Finowkanal«, der Abbildungen aus der Ausstellung des 17. Brandenburgischen Kunstpreises enthält, die nun auch die Rathaus Galerie Hoppegarten präsentiert, einen beeindruckenden Erzähl-Bildband in einer limitierten Auflage von 222 Exemplaren herausgebracht. Und wir können Sie nur auffordern, ihn zu kaufen, denn er ist eine echte Anregung!!!
Das trifft im Übrigen auch für die gezeigten künstlerischen Arbeiten von elf Frauen und sieben Männern zu. Nur drei Beispiele seien an dieser Stelle erwähnt.
So sind für die Plastiken von Gudrun Fischer-Bomerts Strohhalme das wichtigste Material.
Die Malerin Christine Geiszler fasziniert die Sinnlichkeit und Farbigkeit von grauen Bleistiftflächen. »Mein Thema ist die ständige Befragung des Materials Papier und Bleistift, wie durch die Ausdehnung von Grau eine sinnliche, lebendige Form oder Fläche entsteht. Ich bin begeistert von der Einfachheit der zeichnerischen Mittel, der Direktheit und den Möglichkeiten der Ausführung und von der Farbe Grau des Bleistifts.«
Und der Fotograf Micha Winkler experimentiert seit einigen Jahren mit einer neuen und zugleich alten Technik, der Camera Obscura oder Lochkamera. Die so entstehenden Abbildungen spiegeln durch die langen Belichtungszeiten die Realität entschleunigt wieder und wirken für den Betrachter durch ihre Weichheit wahrlich anregend!
Dass die NACHLESE von Anfang an stets eine Verkaufsausstellung ist, sei unbedingt erwähnt. Das Besondere ist aber, dass Künstler den kompletten Erlös ohne jegliche Abzüge erhalten. Man nennt das wohl auch Förderung künstlerischer Arbeit, wobei dieses Modell unseres Wissens nicht nur im Land Brandenburg höchst selten sein dürfte.
Und selbstverständlich laden wir mit unserer im Rathaus-Foyer und im Haus der Generationen präsentierten Auswahl zu Entdeckungen ein. »Jedes Ding, dass wir sehen, verdeckt ein anderes, und wir würden sehr gerne sehen, was uns das Sichtbare versteckt«, so der Maler und Grafiker René Magritte. Am Besten, Sie überzeugen sich bei einem Galeriebesuch selbst davon, dass Kunst Anregung ist …
Dr. Gabriele und Raymund Stolze
Hoppegarten, im November 2021
Bei der NACHLESE 9 sind folgende Künstler und Künstlerinnen dabei:
Malerei:
annhoff
VOLKMAR FÖRSTER
PAULA FRENZEL
ANGELA FRÜBING
CHRISTINE GEISZLER
REGINE KUSCHKE
MATTHIAS LÜCK
CONRAD PANZNER
VERONA RADLOFF
SVETLANA TIUKKEL
STEFAN VÖLKER
Plastik:
TINA BACH
GUDRUN FISCHER-BOMERT
Fotografie:
ULRIKE ERTEL
ANDREA JULIETTE GROTE
JÜRGEN MAU
HANS JÖRG RAFALSKI
MICHA WINKLER