»HORSE WITH NO MAN« Pferdebilder von FRED HÜNING
SO SEHE ICH DAS …
Warum Pferde? Können Pferdebilder Kunst sein?
In meiner neuen Arbeit suche ich nach Bildern, die etwas aussagen über die allgemeine Tragödie beziehungsweise auch Komödie des Daseins – das ganze Welttheater in einem Bild.
Deshalb sind es auch nicht bestimmte Pferde, die ich fotografiere, nicht einmal Pferde, nicht einmal Tiere, sondern eher Archetypen, Statthalter, Kreaturen, im Endeffekt: Menschliche Wesen (denn ich mache ja Bilder für Menschen, nicht für Tiere). Die Pferde sehe ich mehr wie Schauspieler, die mir ihr Leben/ Dasein vorspielen in allen möglichen Variationen und Facetten, von denen ich bislang keine Ahnung hatte.
Mit meinen Pferdebildern möchte ich – vor dem Hintergrund der langen Geschichte, die Mensch und Pferd miteinander verbindet und einer bis heute andauernden starken Symbolik des Pferdes – besondere Momente der Begegnung zwischen den Spezies dokumentieren.
Wie fühlen sich Tiere an? Wie schmecken sie? Wie riechen sie? Wie leben sie? Wie überleben sie? Was ist es eigentlich, das uns von ihnen unterscheidet? Fragen nach Abhängigkeit, nach Gemeinschaft, ja Freundschaft mit dem Tier, ebenso wie nach seiner Haltung als Nutz- oder Haustier. Betrachtungen also, die zeitlos sind.
Der Titel HORSE WITH NO MAN ist übrigens ein Wortspiel mit dem berühmten Songtitel A HORSE WITH NO NAME der Band America.
Fred Hüning
Kleinmenow/ Fürstenberg/ Havel, im April 2019
… UND SO SEHEN WIR DAS!
Am Anfang dieses Projektes stand der Zufall. Bei der Auswahl der Fotografen für die NACHLESE 6
zum Brandenburgischen Kunstpreis 2018 fiel uns die Serie »Winterreise/ Schwedtsee« besonders auf. Wir gaben ihr deshalb einen ganzen Raum im Haus der Generationen. Das war, wie sich herausstellen sollte, eine sehr gute Entscheidung. Fred Hüning, der Absolvent der bekannten Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin ist, hat diese Herausforderung angenommen.
Bei der Vernissage kamen wir dann mit ihm ins Gespräch. Im Ergebnis wurde das gemeinsame Projekt »Pferdebilder« verabredet. Außergewöhnlich ist sicherlich, dass es nicht Fotos vom Galoppsport sind, was ja bei der Rennbahngemeinde Hoppegarten nahe liegt, sondern es sind sehr subjektive Momentaufnahmen des Fotografen aus dem Alltag von Pferden, die das Privileg haben, in einer halboffenen Waldlandschaft leben zu dürfen.
Wir denken, Fred Hünings Frage, ob denn Pferdebilder Kunst sind, beantwortet er selbst eindrucksvoll. Seine Motive treffen uns emotional, sprechen so für sich, weil sie nicht beliebig austauschbar sind und seine Sicht der Dinge sich in den Bildern widerspiegelt. Er hat gezielt mehrere Monate fotografiert und dabei für seine Pferdeherde eine eigene Bildsprache entwickelt. So ist sein nun erstmals in der Rathaus Galerie Hoppegarten vorgestelltes Ergebnis Kunst, denn es stellt sich auch als Dokumentation dar.
Dr. Gabriele und Raymund Stolze
Hoppegarten, im April 2019
HORSE WITH NO NAME
Im ersten Teil der Reise
betrachtete ich all dieses Leben.
Es gab Pflanzen und Vögel und Felsen und Dinge,
es gab Sand und Hügel und Summen.
Zuerst begegnete mir eine surrende Fliege
und der Himmel ohne Wolken.
Die Hitze war sengend, und die Erde war vertrocknet,
aber die Luft war voller Klänge.
Ich habe die Wüste durchquert auf einem Pferd ohne Namen.
Es fühlte sich gut an, dem Regen entkommen zu sein.
In der Wüste kannst du dich an deinen Namen erinnern,
weil es niemanden gibt, der dir Leid zufügen könnte…
Nach neun Tagen entließ ich das Pferd in die Freiheit ,
weil die Wüste sich in ein Meer verwandelt hatte.
Es gab Pflanzen und Vögel und Felsen und Dinge,
es gab Sand und Hügel und Widerhall …
Auszug aus dem Songtext »Horse With No Name« – die Quelle dieser
deutschen Übersetzung: www.songtexte.com/uebersetzung/america/horse-with-no-name-deutsch-5bd60b98.html