»NACHLESE 11«

zum Brandenburgischen Kunstpreis 2023
Malerei — Grafik — Plastik — Fotografie

MIT VIELFALT UND EINEM PUBLIKUMSPREIS AUF INS ZWEITE NACHLESE-JAHRZEHNT

»Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schaffen.
Es ist vielmehr eine Methode, um zu verstehen.
Ein Weg, die Welt zu durchdringen und den eigenen Platz zu finden.«

[Paul Benjamin Auster]

Diesen anregenden Gedanken des US-amerikanischen Schriftstellers fanden wir bei unserer Recherche zu den Teilnehmer*Innen der 11.NACHLESE zum Brandenburgischen Kunstpreis 2023. Die Grafikerin Carola Kirsch, die einst bei unserer zweiten Auflage des Projektes im Jahr 2014 dabei gewesen war, hatte unsere Einladung damals angenommen, weil »ich meine Kunst der Öffentlichkeit zeigen möchte, denn Kunst kann ein Bindeglied zwischen den Menschen sein oder werden«.

Wir wissen nicht, wer ihr damals zugetraut hat, dass sie 2020 in der Kategorie Grafik mit eben jener Auszeichnung geehrt wurde, die wohl unbestritten das Ziel eines solchen Wettbewerbs ist. Für uns war die Cottbuserin jedenfalls schon damals eine Entdeckung. Und das vor allem, weil Kunst für sie persönlich immer bedeutet hat, ICH zu sein. Dass sie bei der NACHLESE 11 dabei sein wollte, beweist uns auch zurecht, dass die ehrenamtlich geleitete Rathaus Galerie Hoppegarten schon ganz am Anfang auf dem richtigen Weg gewesen ist und sich der Herausforderung stellte, Künstler*Innen mit dem Ausstellungsangebot zu fördern. Inzwischen nutzten bald 200 von Ihnen diese zweite Chance.

Neben Carola Kirsch haben in den letzte vier Jahren mit Anna Franziska Schwarzbach (Plastik / 2021), Micha Winkler (Fotografie / 2022) und Kirstin Rabe (Grafik / 2023) den Brandenburgischen Kunstpreis erhalten. Das ist doch eine echte Erfolgsgeschichte, und darauf sind wir wirklich stolz!

Also auf ins zweite NACHLESE-Jahrzehnt! Als Motto haben wir uns dieses Mal für VIELFALT entschieden. Und natürlich bleibt es den Besuchern überlassen, ob es gelungen ist, diesem Anspruch gerecht zu werden.

Dass von insgesamt 45 Anmeldungen 33 auf Frauen und 12 auf Männer entfallen scheint auf den ersten Eindruck zu verblüffen, denn dies spiegelt nicht unbedingt die Wirklichkeit wider. Wir können uns noch gut erinnern, dass die NACHLESE 5 den Titel trug »FRAUEN KUNST — KUNST FRAUEN«. Das war sicherlich eine zukunftsweisende Entscheidung, den es wurden für diese Ausstellung im Jahr 2017 bewusst nur Künstlerinnen nominiert. Bewusste Förderung nennt man das, und dazu gehört auch, dass beim Verkauf eines Kunstwerkes 100 Prozent an die Aussteller*Innen geht!

Dass zu Beginn durchaus die nicht unberechtigte Frage im Raum stand, warum ausgerechnet eine Galerie im Rathaus Hoppegarten etabliert werden müsse, die noch dazu ehrenamtlich geleitet wird, hat uns nicht entmutigt, sondern im Gegenteil herausgefordert. Aber bekanntlich beginnt Großes meistens im Kleinen. Ja, es hat sich gelohnt, dass wir diese Chance für unser Kunst-Projekt genutzt haben! Was auch die inzwischen stetige finanzielle Förderung durch die Sparkasse Märkisch-Oderland beweist, denn wir gelten für das Geldinstitut als verlässlich!

Bleibt anzumerken, dass wir an diesem Galerie-Projekt nach wie vor sowohl mit Herzblut als auch der nicht zu vergessenden Selbstausbeutung arbeiten, weil wir für die Sache der Kunst nach wie vor brennen. So wird zur Finissage am 22.Februar 2024 erstmals ein Publikumspreis verliehen werden, den der international geschätzte Bildhauer Jörg Steinert in Bronze gegossen hat. Eine Auszeichnung, mit dem Besucher eine Künstlerin oder einen Künstler öffentlich ehren, ist wahrlich eine ganz persönliche Seite und gab es so beim Brandenburgischen Kunstpreis auch noch nicht. Man kann es uns also keineswegs verdenken, dass wir sehr neugierig und hoffnungsvoll dieser Entscheidung entgegen sehen. Sie bestimmt durchaus, wenn dieses Urteil auch subjektiv ist, was Kunst ist, die in jedem Fall Öffentlichkeit mit neuen Ideen braucht. Wir hoffen jedenfalls, dass unser Kooperationspartner Märkische Oderzeitung, deren Engagement als Förderer der bildenden Künste nicht hoch genug zu loben ist, sich dieser Herausforderung in schwierigen Zeiten auch weiterhin stellt. Im Laufe der Zeit ist jedenfalls der Brandenburgische Kunstpreis, der mittlerweile in den vier Kategorien Malerei, Grafik, Plastik/Installation und Fotografie vergeben wird, tatsächlich so etwas wie ein Leuchtturm im Fontane-Land geworden ist. Und unsere nunmehr elf NACHLESEN haben daran sicher auch ihren zu würdigenden Anteil, dass Kunst ein Bindeglied zwischen den Menschen sein kann oder zunehmend wird…

Dr. Gabriele und Raymund Stolze
Hoppegarten, im November 2023